Carl Seelig (1894–1962) ist in seiner Rolle als Freund und Vormund Robert Walsers und als selbstloser Helfer zahlreicher Schriftsteller/-innen in die Literaturgeschichte eingegangen. Seine überaus produktiven journalistischen und herausgeberischen Tätigkeiten hingegen sind in Vergessenheit geraten, noch mehr seine eigenen literarischen Texte. Einzig die 1957 erschienenen Wanderungen mit Robert Walser und seine bis heute wiederaufgelegte Biographie von Albert Einstein aus den 1950er Jahren haben sich im literarischen Gedächtnis halten können.
Verdienste als Literaturförderer erwarb sich Carl Seelig bereits
Anfang der 1920er Jahre. Als Teilhaber des Wiener Tal-Verlages edierte
er Texte u.a. von Stefan Zweig, Romain Rolland, Henry Barbusse und in
späteren Jahren war er um Neuausgaben der Werke von Georg Büchner, Jean
Paul, Eduard Mörike, Heinrich Heine, Georg Heym u.a. besorgt.
Als
umtriebiger »Mäzen, Mentor und Laufbursche« (Mittenzwei) unterstützte
Seelig insbesondere zwischen 1933 und 1945 eine ganze Reihe von
exilierten Autor/-innen, um ihnen das Überleben in der Schweiz und
anderen Ländern Europas zu ermöglichen.
Von diesem Engagement zeugen zahlreiche Korrespondenzen seines
Nachlasses wie die Briefe von Alfred Polgar, Max Brod, Ferdinand
Hardekopf, Jo Mihaly, Stefan Zweig und vielen anderen. Darüber hinaus
hat sich Seelig intensiv um die Förderung der Schweizer Literatur
bemüht. Sein Nachlass umfasst mehr oder weniger umfangreiche
Briefschaften mit fast allen Autor/-innen, die zwischen 1920 und 1960 in
der Schweiz publizierten. Insgesamt handelt es sich um einen
beeindruckenden Bestand von rund 9’000 Briefen.
Für die
Exil-Forschung bedeutsam sind außerdem die Widmungsexemplare aus Seeligs
Bibliothek, seine Sammlung von Fotos berühmter Persönlichkeiten und
seine Unterlagen zu Albert Einstein.
Im Zusammenhang mit Robert Walser sind vor allem die von Seelig erarbeiteten Textausgaben inklusive der dazugehörigen Editionsunterlagen, sein Entwurf einer Biographie sowie seine Korrespondenzen zu Walser relevant.
Anfragen für die Konsultation von Dokumenten aus dem Nachlass Carl Seelig sind mindestens zwei Wochen im voraus ans Robert Walser-Archiv zu richten (lukas.gloor@robertwalser.ch).