Zeit seines Lebens »bodenlos erfolglos«, wie er sich selbst bezeichnete, ist Robert Walser 80 Jahre nach seinem Verschwinden in der Psychiatrie und 50 Jahre nach seinem Tod zu einem Klassiker der modernen Schweizer Literatur geworden. Sein Werk ist in Gesamt-, Auswahl- und Einzelausgaben greifbar und wurde in rund 30 Sprachen übersetzt.

Walsers heutige Bedeutung als Schriftsteller gründet nicht nicht nur auf seinem in Büchern und Zeitschriften gedruckten Werk, sondern auch auf einer grossen Zahl nur im Nachlass überlieferter Texte. Internationale Beachtung fanden insbesondere die einzigartigen sogenannten »Mikrogramme«. Dabei handelt es sich um insgesamt 526 Blätter, die mit einer extrem verkleinerten und verdichteten Bleistiftschrift beschrieben sind.

Bereits 1937 hatte Carl Seelig von Walsers Schwester Lisa eine Anzahl Manuskripte und Druckbelege – angeblich in einem Schuhkarton – erhalten. Ein weiteres Konvolut kam nach Walsers Tod in der psychiatrischen Heil- und Pflegeanstalt Herisau zufällig zutage und gelangte ebenfalls an Seelig.

Der Nachlass Walsers umfasste:

  • 526 Blätter mit Mikrogrammen (Papiere verschiedenster Art und Grösse, auf denen Walser seine Texte in winziger Bleistiftschrift entwarf)
  • 224 unpublizierte Prosamanuskripte aus den Jahren 1924–1933 und 73 separat numerierte Gedichtmanuskripte (bis auf Der Sonntag ebenfalls unveröffentlicht)
  • rund 300 Prosa-Abdrucke (die frühesten davon aus der Bieler Zeit, die letzten von 1937) und 122 Gedicht-Abdrucke aus der Berner Zeit.

Zu diesem eigentlichen Nachlass kamen die Nachlässe der Geschwister Karl (Teil-Nachlass), Lisa, Oscar und Fanny Walser.

Durch die Robert Walser-Gesellschaft konnte die Sammlung des 1997 verstorbenen Zürcher Antiquars und Walser-Herausgebers Jörg Schäfer erworben und im Archiv deponiert werden, die u. a. die Manuskripte der Romane Geschwister Tanner und Der Gehülfe sowie eine Reihe von Prosastück-, Gedicht- und Briefhandschriften enthält. Daneben finden sich in dieser Sammlung ca. 250 zum Teil sehr seltene Erstdrucke von Walser-Texten sowie eine umfassende Sammlung des buchgestalterischen, illustrativen und grafischen Werks von Karl Walser.

Die Sammlung des Robert Walser-Archivs umfasst insgesamt rund 300 Briefe von Robert Walser, darunter die Briefe an Frieda Mermet und Therese Breitbach, sowie eine grosse Anzahl Lebensdokumente.

Der Manuskript-Teil dieser Bestände wird als langfristiges Depositum im Schweizerischen Literaturarchiv SLA in der Schweizerischen Nationalbibliothek aufbewahrt.
Forscher/innen können die Manuskripte im Robert Walser-Zentrum in Form von hochauflösenden Digitalisaten konsultieren. In begründeten Fällen können die Originale ausnahmsweise im Lesesaal des Schweizerischen Literaturarchivs SLA eingesehen werden. Anfragen sind mindestens zwei Wochen im voraus ans Robert Walser-Archiv zu richten (lukas.gloor@robertwalser.ch); für die Konsultation gelten die Bestimmungen in den Weisungen zur Benutzung des Schweizerischen Literaturarchivs.