Ausstellung im Robert Walser-Zentrum, bis 12. Oktober 2018
Das Robert Walser-Zentrum in Bern zeigt ab 12. April eine spektakuläre neue Arbeit von Thomas Hirschhorn. Die von der enigmatischen Aufnahme des toten Robert Walser inspirierte Installation »Robert Walser-Modell« stellt einen Höhepunkt der jahrelangen Auseinandersetzung des Schweizer Künstlers mit dem Autor dar.
Von der Fotografie des an Weihnachten 1956 tot im Schnee aufgefundenen Robert Walser geht eine geheimnisvolle Wirkung aus. Es verspricht indiskrete Einblicke und verdeckt zugleich das Geschehene. Indem Hirschhorn ausgehend von diesem Foto Walsers Tod modellhaft ›verwirklicht‹, wirft er die Frage auf, welche Spuren ein Autor hinterlässt, wenn er verschwindet, und wie der Betrachter die Kluft, die sich zwischen den Lebensspuren und der künstlerischen Hinterlassenschaft auftut, in seiner Vorstellung füllt.
Mit der Ausstellung von Hirschhorns »Modell« führt das Walser-Zentrum die mit den Ausstellungen der Fotografien von Robert Frank (2012) und der Aquarelle von Tilo Steireif (2015) initiierte Auseinandersetzung mit Walsers Wirkung auf die bildende Kunst weiter und stimmt die Besucher zugleich auf Hirschhorns Robert Walser-Sculpture ein, die im Sommer 2019 in Biel gezeigt werden wird.
Der 1957 in Bern geborene Thomas Hirschhorn lebt und arbeitet seit 1984 in Paris. Seine oft aus einfachen Materialien hergestellten Installationen reflektieren das Verhältnis von Kunst, Politik und Gesellschaft. Wichtige Ausstellungen waren etwa der Ingeborg Bachmann Altar in Berlin (2006), die Installation Crystal of Resistance im Schweizer Pavillon an der 54. Biennale in Venedig (2011) oder das Gramsci-Monument in der Bronx von New York (2013). Im Rahmen der Schweizerischen Plastikausstellung wird Hirschhorn von Juni bis September 2019 in Biel seine Robert Walser-Sculpture zeigen, ein weiteres monumentales Kunstprojekt im öffentlichen Raum.
Über die Anfänge bei Fischli/Weiss und Markus Raetz hinaus haben uns in den letzten Jahren internationale Künstlerinnen und Künstler wie Tacita Dean, Marie José Burki, Dora Garcia, Rosemarie Trockel, Rodney Graham, Mark Wallinger und Thomas Schütte vor Augen geführt, welch inspirierende Wirkung Robert Walsers Leben und Werk für die bildende Kunst hat.
Öffentliche Führung mit Nina Zimmer, Direktorin Kunstmuseum Bern/Zentrum Paul Klee am 12. April 2018, 18.30 Uhr
Öffnungszeiten der Ausstellung: Mittwoch bis Freitag, 13.00–17.00 Uhr
Freier Eintritt; Führungen auf Anfrage