»Jedes Buch, das gedruckt wurde, ist doch für den Dichter ein Grab oder etwa nicht?« Robert Walsers Bücher zu Lebzeiten
Ausstellung zur Eröffnung des Robert Walser Zentrum am 18. September 2009 bis 12. März 2012
Robert Walsers (1878–1956) Leben als Schriftsteller war gleichermaßen von Erfolgen und Enttäuschungen geprägt. Als hoffnungsvoller junger Dichter ging er 1905 nach Berlin und machte sich mit seinen Romanen und Prosastücken rasch einen Namen, insbesondere bei Kri-tikern und Autoren. Durch den Ersten Weltkrieg sah er sich jedoch unvermittelt auf den Schweizer Buchmarkt zurückgeworfen. Ungeachtet verschiedener Publikationen in Schweizer Verlagen, vermochte er nicht an die früheren Erfolge anzuknüpfen. Nach 1925 gelang es Ro-bert Walser nicht mehr, seine Texte, die verstreut in Tageszeitungen und Zeitschriften er-scheinen, in Buchform zu publizieren. Nach Walsers Verlegung von der Berner Waldau in die Heil- und Pflegeanstalt Herisau im Jahr 1933 übernahm sein späterer Vormund Carl Seelig die Herausgabe weiterer Bände. Von den insgesamt 29 Büchern zu Robert Walsers Lebzeiten erschienen 14 ohne direktes Zutun des Autors.
Die wechselvolle Schriftstellerlaufbahn manifestiert sich in der von Brüchen gezeichneten Publikationsgeschichte der Bücher. In der Regel erscheinen diese in unterschiedlichen, bis-weilen luxuriösen Ausstattungen. Robert Walser selbst war ein anspruchsvoller Autor und hatte präzise Vorstellungen darüber, wie seine Bücher aussehen sollten. Wesentlichen Anteil an der Gestaltung der Bände besaß sein Bruder Karl Walser, ein damals anerkannter Künstler. Zu seinen vielen Verlegern unterhielt Robert Walser zeitlebens ein ambivalentes Verhältnis, das nicht frei war von gegenseitigen Enttäuschungen.
Indem das Robert Walser-Zentrum zur Eröffnung die Bücher zu Lebzeiten in den Mittelpunkt rückt, soll nicht nur deren bibliophile Dimension inszeniert, sondern auch ein wesentlicher Aspekt von Walsers Werk neu zur Diskussion gestellt werden.
Die Exponate stammen zum größten Teil aus der Walser-Sammlung von Prof. Dr. Christoph Siegrist, Basel. Christoph Siegrist hat dem Robert Walser-Zentrum seine Sammlung zur Er-öffnung im September 2009 als Schenkung überlassen.