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Poetische Protokolle - Ein performatives Schreibprojekt

Die Künstlerin beobachtet das Treiben der Menschen auf der Marktgasse in Bern. Sie sitzt an einem Tisch vor einer Schreibmaschine, auf der sie immer wieder klackend in die Tasten hackt. Eine sich vor ihr bis zum Boden hin erstreckende Papierrolle wird nach und nach beschriftet.
 
Poetische Protokolle heissen die Texte, die als assoziative Momentaufnahmen vor Ort entstehen. Sie fassen das Geschehen lyrisch ein und werden als poetisierte, teils abstrahierte Abbilder der Realität sprachkünstlerisch verarbeitet.


Die Künstlerin aktiviert ihre sinnlichen Wahrnehmungsorgane und lässt sich ganz auf den performativen Schreibmoment ein. Gesehenes, Gehörtes, Gerochenes und Gefühltes fliessen aus dem Ort als »poetische Protokolle« in die Texte. Daraus entsteht eine Verwebung, die sich aus dem Zusammenspiel der aufmerksamen, intendierten Haltung mit dem zufälligen situativen Schreibprinzip bildet. In den literarischen Texten, die auf die Schriftrollen getippt werden, erschafft die Künstlerin eine atmosphärische Dichte aus poetischen und narrativen Elementen.

Das körperliche Betätigen der Schreibmaschine rückt das Verhältnis der Schreibenden zum Akt des Schreibens selbst in den Fokus und lässt sich wiederum auf ihr Verhältnis zum Ort und der Welt übertragen. Dieses definiert sich dadurch, dass sie sich physisch ganz verbindet und verortet mit dem Wo und Worin sie sich beim Schreiben befindet.

Die »poetischen Protokolle« werden am Ende des Projekts im Robert Walser-Zentrum ausgestellt und mit einer Lesung präsentiert.

Eröffnung und Lesung der poetischen Protokolle
Donnerstag, 28. September 2023, 19 Uhr

Ausstellung «Poetische Protokolle»
29. September – 06. Oktober 2023

Ort: Robert Walser-Zentrum, Marktgasse 45, CH-3011 Bern

Öffnungszeiten: Mittwoch, Donnerstag, Freitag: 13–17 Uhr

Workshop »Spaziergang«
Donnerstag, 04. Mai 2023, 13–16 Uhr

Ort: Robert Walser-Zentrum, Marktgasse 45, CH-3011 Bern


Zusätzlich wird es in Zusammenarbeit mit dem Robert Walser-Zentrum einen von der Künstlerin gestalteten Workshop zum literarischen Schreiben im öffentlichen Raum geben.

Der Workshop »Spaziergang« nimmt Bezug zu einem berühmten Werk des bekannten Schweizer Autors Robert Walser (1878–1956): In seiner Erzählung Der Spaziergang, 1917 erschienen, beschreibt Walser chronologisch die Erlebnisse des Protagonisten, der einen Spaziergang durch die Stadt unternimmt. Seine darin assoziativ vorgenommene Erzählweise ist charakteristisch für Walsers Schreibpraxis, die durch sein eigenes Umherwandern und Beobachten geprägt ist.



Im Workshop sind die Teilnehmenden selbst dazu eingeladen, gemeinsam mit der Künstlerin in der Innenstadt von Bern eine ortsspezifische Schreiberfahrung zu machen. Es geht darum, die Momente, die man im öffentlichen Raum erlebt, literarisch einzufangen und darin eine Poesie zu entdecken, die jeweils eine ganz eigene Sprache entwickeln darf.


Nach einer Einführung durch die Künstlerin und einer daran anschliessenden einstündigen Schreib-Exkursion treffen sich die Teilnehmenden zum Abschluss in den Räumlichkeiten des Robert Walser-Zentrums wieder, um sich gemeinsam über ihre individuellen Erfahrungen auszutauschenden. Wer möchte, kann seine auf dem jeweiligen Spaziergang entstandenen Texte vorlesen und in der Gruppe besprechen.


Valeska Marina Stach
(Künstlerin)

Valeska Marina Stach wurde 1993 in Berlin geboren und ist dort aufgewachsen. Von 2015 bis 2019 studierte sie an der Hochschule für Künste im Sozialen in Ottersberg (D) Freie Bildende Kunst. Valeska Marina Stach entwickelte eine künstlerische Praxis, die sich zwischen literarischen, poetischen, visuellen und multimedialen Arbeiten bewegt. Dabei verwendet sie sowohl performative als auch klangliche Mittel, um literarische Texte zu generieren und räumlich-sinnlich umzusetzen.

Nach dem Bachelor-Abschluss wanderte die Sprachkünstlerin in die Schweiz nach Basel aus, wo sie seit über drei Jahren lebt und als freie Kulturjournalistin arbeitet. Seit Herbst 2021 entwickelt sie an der HKB im Rahmen des spartenübergreifenden Masterstudiums Contemporary Arts Practice ihre schriftstellerische Arbeit weiter. Derzeit schreibt Valeska Marina Stach an ihrem autofiktionalen Debüt-Roman.

Poetische Protokolle, 2023
Ein performatives Schreibprojekt
Mit freundlicher Unterstützung vom Robert Walser-Zentrum

Veranstaltungen im Robert Walser-Zentrum
Workshop »Spaziergang«
04. Mai 2023, 13–16 Uhr

Eröffnung und Lesung der poetischen Protokolle

Donnerstag, 28. September 2023, 19 Uhr



Ausstellung »Poetische Protokolle«
29. September – 06. Oktober 2023

Ort: Robert Walser-Zentrum, Marktgasse 45, CH-3011 Bern

Öffnungszeiten: Mittwoch, Donnerstag, Freitag: 13–17 Uhr

Ein Projekt des Neuen Kaiserhaus. In Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste Bern und dem Robert Walser-Zentrum